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Harun Dolfs
Vorwort
Gedichte
Register der Reimwörter


Frühe Schüttelreime
Harun Dolfs
Erich Mühsam


Schüttelreimregister
(H. Dolfs, E. Mühsam)


   




Vorwort
 

Die Schüttelgedichte von Harun Dolfs werden hier zur Feier der hundertsten Wiederkehr ihres Erstdrucks neu vorgelegt. »1896«, schreibt Manfred Hanke in seinem Buch Die Schüttelreimer (Stuttgart 1968), »als noch der hurtige Allgemeine Deutsche Reimverein mit seinen Almanachen Schüttelreime in die Welt setzte, erschien in Berlin auch schon die erste Einzelschrift. … Der Verfasser nannte sich Harun Dolfs – ganz offensichtlich ein Pseudonym; wer dahintersteckte, blieb im Dunkeln. Die Gedichte waren höchst beachtenswert. Hier bewies jemand – bei langem Atem – Formtalent und investierte Geist und Witz«.
Wer war Harun Dolfs? Die folgende Antwort wird zeigen, daß diese Frage falsch gestellt ist. Sie müßte lauten: Wer waren Harun Dolfs? Manfred Hanke hat die Wahrheit ermittelt: »Als Wendelin Überzwerch 1935 seine erste Schüttelreim-Anthologie niedergeschrieben hatte und ihr im letzten Satz des großen Vorworts stolz die Anmerkung mitgab, sie erhebe ‘immerhin den Anspruch, das erste Buch der Weltliteratur mit Schüttelreimen zu sein’, ahnte er nicht, welches Ungemach, zwiefach gar, ihm zu widerfahren begann. Zunächst belehrten ihn bibliophile Sachkenner aus dem Lande draußen, daß sich dieser Anspruch nicht aufrechterhalten lasse. Nun, der Meister berichtigte sich alsbald und stellte vor allem Harun Dolfs als einen seiner Vorläufer gehörig lobend und mit guten Proben vor, sah sich jedoch außerstande, das Pseudonym zu lüften. Daß sich aus Harun Dolfs leicht Hans Rudolf oder Rudolf Hans anagrammieren ließ, half auch nicht recht weiter. Die Frage mußte offenbleiben; keiner der Informanten konnte Überzwerch beistehen; auch die deutschen Pseudonymen-Lexika schwiegen sich aus. Es ist nun an der Zeit, endlich für Aufklärung zu sorgen. Emsige Ausschau und ein Quentchen Chronistenglück, das dem Zufall ähnelt, brachten ans Licht, daß hinter Harun Dolfs zwei Schüttelreimer steckten, kaum fünfundzwanzig Jahre alt: die Vettern zweiten Grades Dr.-Ing. Rudolf Skutsch, nachmaliger Professor an den Technischen Hochschulen Braunschweig und Berlin-Charlottenburg und Beamter preußischer Baubehörden, in Berlin ansässig, und der ein Jahr jüngere Chemiker Dr. phil. Hans Gradenwitz, wohnhaft zu Hamburg, beide aus alten schlesischen jüdischen Familien stammend. Sie waren verwandt mit den Familien Frankel und Pinkus, deren prominentester Vertreter, der Gerhart-Hauptmann-Freund Max Pinkus, einmal eine der schönsten deutschen Privatbibliotheken sein eigen genannt hatte«.
Ein erster, formaler Anlaß für diese Neuausgabe liegt auf der Hand: Das Büchlein ist heute so gut wie verschollen. In den großen öffentlichen Bibliotheken kann nur noch die Bayerische Staatsbibliothek München ein Exemplar nachweisen; Fehlanzeige in der Deutschen Bücherei in Leipzig und in der Staatsbibliothek in Berlin. Merkwürdigerweise, denn bereits 1897 war eine zweite Auflage nötig geworden. Zwar sind viele Texte später an anderer Stelle wieder abgedruckt worden. So hat Wendelin Überzwerch in seinem Bändchen Reimchen, Reimchen, schüttle dich! neben vielen Zwei- und Vierzeilern alle längeren Gedichte gebracht, und Manfred Hanke eröffnete seine Sammlung Die schönsten Schüttelgedichte mit Stücken daraus. Aber nicht nur Wendelin Überzwerchs Titel von 1936 ist längst vergriffen, auch Hankes Buch von 1967 ist schon lange nicht mehr lieferbar.
Ein zweiter, inhaltlicher Grund jedoch ist ungleich wichtiger: die bemerkenswerte Qualität vieler dieser Gedichte. »Diese famosen Nachdichtungen«, so Manfred Hanke, »etwa auch die auf den König von Thule, sind der reizvollste Bestandteil des Bändchens von 40 Seiten, … «.
Denn, kann man ergänzen, das nur äußerlich dünne Heft macht durch die Tatsache auf sich aufmerksam, daß die beiden Verfasser alle möglichen Arten von Literatur im Sinne von Heinrich Seidel (alias Johannes Köhnke) travestiert und parodiert haben. Sie müssen, trotz ihres jugendlichen Alters, eine umfassende Literatur- und Geschichtskenntnis gehabt haben, so daß die Vielfalt erstaunt zu registrieren ist, die sie in Schüttelgedichte gebracht haben.
Die Vier Temperamente beispielsweise, die auf Hippokrates und Galen zurückgehen, sind ebenso Gegenstand ihrer Schüttellust wie die Sieben Todsünden als theologisches Thema. Weder Odysseus noch Brutus werden ausgelassen. Die griechische Sage von Arion wird so liebevoll umfassend geschüttelt wie Goethes König von Thule, wobei der Becher durch einen Hut ersetzt wird, oder Schillers Taucher, in dem statt des Bechers gleich die Königstochter versprochen wird, die der Knappe dann, das Gute siegt, auch erhält. An Moritatensängerei erinnert die traurige Geschichte von Hans und Kätchen.
Daß den beiden kenntnisreichen Verfassern auch die Sonettform nicht unbekannt war, zeigt sich an Donna Laura. Dieses Gedicht, dessen Titel sich deutlich auf Petrarca (Monna Laura) bezieht zeigt, wie gut die Vettern es verstanden haben, hohe Kulturgüter im Schüttelreim zu parodieren. Von Petrarcas strengen Sonnett-Regeln bleibt nur die Form des Vierzehnzeilers übrig, Versfuß und Reimschema werden jedoch großzügig durch den Nibelungenvers ersetzt (aber in dieser Beziehung war auch Shakespeare schon lockerer als Petrarca). Das Ergebnis ist ein Schüttelgedicht eigener Güte. Auf die Spitze getrieben wird das Ganze schließlich dadurch, daß der Inhalt dieser Sonnett-Parodie im Doppelmord-Vers auf vier Zeilen komprimiert wird, wo die Vettern schrieben:

 Weil die beiden Moppel dort
 Gar so gräßlich zwiegesungen,
 Hat durch einen Doppelmord
 Man zum Schweigen sie gezwungen.

Ein Nachklang dieser Verse sei nicht unerwähnt gelassen. Hanke schreibt: „Just diese bildschönen Reime hat 1928 ein geistlicher Herr einmal der Muttersprache, der Zeitschrift des Deutschen Sprachvereins, zum Abdruck eingesandt, als dort die Wiedergabe geschüttelter Einfälle im Schwange war. Von Harun Dolfs aus Hamburg, also der Gradenwitz-Hälfte, kam, ganz sanft, die entsprechende Berichtigung. Die Vettern haben, wie sich die Familien mit Wohlgefallen und Stolz noch erinnern, ihr Leben lang vergnüglich weitergeschüttelt. Doch nur weniges gelangte, in Zeitschriften, noch in die Öffentlichkeit.  1Skutsch starb 1929, sein Vetter Gradenwitz 1932. Ihre Gedichte sind frisch wie am ersten Tag«.
»Frisch wie am ersten Tag« – dem kann man auch heute nichts hinzufügen. Der Herausgeber ist dankbar für Hinweise auf weitere literarische oder geschichtliche Bezüge. Viel Spaß bei der Lektüre der folgenden Denk-, Sprach- und Reim-Virtuositäten zu wünschen will er sich versagen – dieser stellt sich gewiß von selbst ein.

Reiner Scholz


1 Einige dieser Gedichte aus der Muttersprache sind im Anhang (S. 51) abgedruckt.

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            Einleitung

Sanft, harmlos und verletzend keine Seele
Fließt Schütteldichters Lied durch seine Kehle;
Drum wer die Schüttelreime gut bemeistert,
Dem wir stets Lob im Hörerkranze tönen,
Von seinem wahren Dichtermut begeistert,
Wird ihn der Musen Schar im Tanze krönen.

So haben wir, des Dichtergaules Meister,
Heraufbeschworen uns’res Maules Geister
Und wollen Euch Gedichte schüttelnd reichen
Und kunstvoll aneinander Reime ketten,
Die von der Stirn den Ernst Euch rüttelnd scheuchen
Und Euch vor jedem Trübsalskeime retten.

Es wird vom Herzen alle Rinde weichen,
Wenn wir Euch uns’re Versgewinde reichen;
Ihr werdet uns in jeder Richtung danken,
Laut preisend unseres Verstandes Werke,
Hört Ihr empor sich uns’re Dichtung ranken,
Bewältigt von des Reimgewandes Stärke.

Dem Gaule geben wir die Sporen itzt,
Drum, güt’ge Leser, Eure Ohren spitzt.




          
Ritter Kuno von Schreckenstein

                           Eine Romanze
 

Abwärts gebeugt, die Hand am Hosenriegel,
Saß Ritter Kuno ohne Hut und Mütze,
Nachdenklich hinter einem Rosenhügel,
Da stürmt der Feind heran voll Mut und Hitze.

Es wurde in die Flucht der Troß geschlagen,
Kaum konnte Kuno man den Rücken decken,
Zu Tode wund ward er aufs Schloß getragen,
Dann war’s zu Ende mit dem dicken Recken.

Nun wollt’ vorm Feinde sich der Haufen retten,
Doch, da Herrn Kunos kluge Schlachtgenossen
Nicht wußten, was sie noch zu raufen hätten,
Ward Friede noch in selb’ger Nacht geschlossen.


 

Willst Du mit Eifer nach der Tugend jagen,
So bleibt Dir manche schwere Last zu heben,
Drum meid es schon in Deiner Jugend Tagen
Vergnügungssüchtig voller Hast zu leben.
 

Der Tod streckt seine Winterhand
Durch Vorder- und durch Hinterwand.
 

Verschmäht von seiner stolzen Schönen
Hört man sogar den Scholzen stöhnen.
 




             Die vier Temperamente
 

Phlegmatico kann’s in die Suppe schnei’n
Es wird ihm, glaub’ ich ziemlich schnuppe sein;
Du hörst ihn nie sich um vergebne Liebe härmen
Und niemals auch um ihm erteilte Hiebe lärmen.

Sanguiniker sich nur um Scherze kümmert,
Weil stets ihm noch der Hoffnung Kerze schimmert,
Er wird sich niemals um des Glücks Galoschen grämen,
Denn Frohsinn kann ihm nicht der letzte Groschen lähmen.

Fehlt es dem armen Nächsten ‘mal an warmen Beinen,
Muß Melancholikus gleich vor Erbarmen weinen.
Dies wäre ja soweit ganz schön und seelenvoll,
Wär’ nicht sein Hauptwunsch, daß ihm selbst nichts fehlen soll.

Ein Nichts kann den Choleriker aus seiner Ruhe scheuchen,
Mag ihm die Magd nur wen’ger gut geputzte Schuhe reichen,
Ja, hört er einen Unbefugten nur im Stalle geigen,
So wird ihm gleich ganz fürchterlich ins Blut die Galle steigen.




          
Der Fischer

Der Fischer voller schnöder Kälte
ins Wasser seinen Köder schnellte,
Da hat ihn der Gendarm bei seinen Lenden fassen
Und wegen unbefugten Fischens pfänden lassen.
 
 

            Der Jüngling

Ein Jüngling, der von je sehr eitel schien,
Sprach einst zu Meister: „Sieh den Rochen, Knaus!
Nicht wahr? die Fische kann ich prächtig malen?“
Der maß vom Fuße bis zum Scheitel ihn.
„Dem Tierchen steh’n ja alle Knochen ‘raus!
Ich glaube gar, Du kannst nur mächtig prahlen.“
 


 

Zuweilen selbst der König wimmert,
Den doch fürwahr nur wenig kümmert.
 
 

Die Wahrheit wird nicht minder kund
Durch Narren- wie durch Kindermund.
 
 

Mancher muß den Sieg beim Bundesschießen
Durch Gewinn des ärgsten Schundes büßen.
 




          
Der König in Thule
 

Nach ihres Liebsten Wunsche noch mit leichenblassen
Und eingefallnen Wangen jene Buhle that,
Die, als der grause Tod sie thät erbleichen lassen,
Noch um ein Souvenir der Herr von Thule bat
 

Getreu bis in den Tod sah man den hehren Alten
Den ihm geschenkten Hut in Ehren halten.
Nie setzt’ er ohne ganz besond’re Rührungszeichen
Auf seinen weißen Schädel den verzierungsreichen.
 

Und als das Schicksal endlich ließ den Alten sterben,
Da ließ er alles seinen wohlbestallten Erben;
Erlaubte ihnen auch an seinem Herd zu walten
Doch ohne sie des Huts, des schönen, wert zu halten.
 

Zum letzten Male hat im hohen Saal gemessen
Im Schloß am Meer der Greis zum Krönungsmahl gesessen,
Zum letzten Male trank des Weines Naß er wieder
Und warf den Hut darauf ins kühle Wasser nieder.
 

Schreckvoll der Mannen Schrei nach seinem Hute gellt
Und lächelnd schließt das Aug’ der treue gute Held.
 




          
Ingeborg
 
 

       Sehr Verehrte,
               Ehrversehrte
                        Ingeborg!

       Eifersucht
               Sei verrucht,
                        Bin Georg. ––




          
Epitaph

Der hinter diesem Gitter ruht,
Besaß ein schönes Rittergut.
 
 

Die heut als Dämchen auf dem Ball knicksen
Die spielten gestern noch mit Knallbüchsen!
 




         
Der jähzornige Meister
 

Der Meister nach dem Jungen kräftig heischt
Und um sich wütend mit der Klingel schlug,
Hört nur wie voller Wut er heftig kreischt:
„Ein and’rer werde aus dem Schlingel klug,
Ich werde mir den dummen Lümmel kaufen
Und ihm den Rücken, den schon striemenreichen,
Noch kräftiger einmal mit dem Riemen streichen.
Der Junge sollte nur nach Kümmel laufen, 
Den ich zur Magenstärkung trinken wollte,
Schon lange er sich auf mein Winken trollte.
Er labt gewiß voll frechem Raubgelüste
An Nüssen sich in Nachbars Laubgerüste.
Verdient er nicht den Haselstecken eher?
Er quatscht auch wohl mit einem Eckensteher.“
Ein Knabe kam, der gar nicht ohne schien
„O lieber, lieber Meister, schone ihn.
Sieh, wie den Blick er flehend schon gesenket,
Die Strafe sei dem Pflegesohn geschenket.
Ich will ihn nicht als Tugendspiegel preisen,
Doch was erreicht man denn mit Prügelspeisen?“
Doch nein! mit einem Stücke Kreide haut
Der Meister, der doch sonst so edel schien,
Mit aller Kraft auf seinen Schädel ihn.
Tot sank der Junge hin ins Heidekraut! –
Der Meister aber ist zur See geflohn,
Weil er erschlug den eignen Pflegesohn.
 




Im März schon schleift der Schleifer meist
Das, was er erst im Mai verschleißt.
 
 

Käse ist ein Magenschluß,
Der jeden andern schlagen muß.
 
 

Auf Deinen Geist befürchte schlechten Schein zu werfen,
Versuchst Du ihn vor einem Toast mit Wein zu schärfen.
 


 

            Geckenhaftigkeit

Wer mit scheinbar todesmut’gen Blicken
Hinter alle Hecken gafft
Und zusammenschrickt vor blut’gen Mücken,
Scheint mir dumm und geckenhaft.
 
 

        Mehr als Unerschrockenheit

Der, der’s, erkältet, würde schläuer finden,
Zu schwitzen an des Ätna Feuerschlünden,
Anstatt nach warmen Socken nur zu schrei’n,
Scheint mehr als unerschrocken nur zu sein.
 


 

            Der Taucher

„Soldaten ihr und Generale mein!
Die Schale hier, die reiche, ciselierte,
Die mit den schönsten Genremalerei’n
Jüngst meine ältste Tochter Liese zierte,
Als ihre Schwestern ob dem Weben lagen,
Gehör dem, der drum will sein Leben wagen.
Sie werf’ ins Meer ich, das dort brandet laut
Und Liese sei des, der sie wiederbringt
Und mit der Schale glücklich landet, Braut,
Wenn froh der Jubel ihm der Brüder winkt.
Sie soll fürwahr mit salzig nassen Lippen
Den ersten Bräut’gamskuß ihn lassen nippen.
Wer ohn’ Erfolg, doch drum nicht minder kühn
Sein Leben anvertraut dem wilden Meer,
– Hier gilt’s, ihr seht’s ja, keine Kindermüh’n
Versagt dem wohl die Hand der Milden wär,
Doch darf zur Tafel er die Schwestern führen,
Ich schwör’s – nie schwur man was mit festern Schwüren.“
Er sprach’s und stille ward’s im lauten Kreis,
Am Kopf sich Ritter krauten leis.
Man sprach: „Der Preis ist wohl des Schweißes wert,
Gefahren würd’ darum ich sicher laufen.
Vor Feindblut rot wär’ bald mein weißes Schwert!
Wer aber möcht’ elendiglich ersaufen?
Wie Ätnas Krater, seht nur, kocht er tosend.
Wer dieses wagt, freit nie die Tochter kosend.
Wenn Majestät uns doch nur sagen wollte,
Wer von uns hier das Wagnis wagen sollte.“
Kurz, Liese sah ins Meer kein Rudel springen,
Nein, keinen sah sie mit dem Sprudel ringen.

Darum auf ihres Vaters feinen Wink
Sie plötzlich schmerzlich an zu weinen fing,
Als zu der ritterlichen Stöhner Schand’,
Das Haar gescheitelt und den Bart gezogen,
Vor ihr ein Jüngling jetzt, ein schöner, stand,
Die edle, feine Nase zart gebogen.
Der sprach: „Das hat mir niemand weisgesagt,
Wo ich um dich so lange still geworben,
Jedoch für dich, Geliebte, sei’s gewagt,
Für dich, wenn es das Schicksal will, gestorben.
Nun wird es tief sich im Cyklon entscheiden,
Ob Liese – doch ich muß mich schon entkleiden.“
Verwundert schau’n ihn Frau’n und Mädel an,
Denn nackend sah er aus wie’n Edelmann.

Schon verschlingt ihn der alles verzehrend Gischt
Und das Meer wie der Wein, der gährende, zischt,
Wie wenn Wasser und Feuer sich mengt
Und der Sturm am Gemäuer sich fängt.
Und der König starrt in des Teiches Glut
Und die liebliche Tochter ein gleiches thut.
Wenn der Jüngling für immer verschwunden wär’,
Für den die Tochter so heiß geschwärmt,
Die Ärmste hätt’ es verwunden schwer,
Hätt’ gar um ihn sich in Schweiß gehärmt;
Wenn tot der, den sie so sehr geliebt,
Hätt’ sie von Thränen sich leer gesiebt.
Und das Meer wie der Wein, der gährende, zischt,
Wie wenn Wasser und Feuer sich mengt
Und der Sturm am Gemäuer sich fängt.
Und wieder bringt ihn der zehrende Gischt.

Und liebend sie sich zum Gestade beugt,
Als jener aus dem kalten Bade steigt.
Die Schal’ er freudig in der Linken wiegt
Und Liebeswonn’ in seinem Winken liegt.
Und seinen Thränen nicht der König wehrt,
An seine Ritter er sich wenig kehrt.
„Ich dacht’, ich hätt’ verlernt das Beben lang,
Seit ich im letzten Krieg, dem heißen, war,
Doch war mir wirklich um Ihr Leben bang
Verzeihen Sie schon meinem weißen Haar.
Erzähl’n Sie nun genau und tadelsohne,
Was Sie geseh’n auf dem abscheul’chen Grund.“
Der Jüngling sprach im echten Adelstone:
„O Herr, ich sah fürwahr nur gräul’chen Schund,
Indes, um mich nicht ohne Sinn zu hetzen,
Wünscht’ ich mich doch ein bißchen hinzusetzen,
Wie wär’s, wenn Sie mir einen Bittern reichten?
Dann will ich Ihnen und den Rittern beichten.“
Der König rief: „He, Mundschenk, trabe lang
Zum Schloß und hole einen Labetrank!“

Sobald ihn nun gelabt der runde Mann,
Die Rede von des Jünglings Munde rann:
„Ich that gerade in die Wellen sinken
Und hörte noch die Kampfgesellen winken,
Da hab’ ich einen Hai schon abgeschlachtet, 
Der mich wahrscheinlich für zu schlapp geachtet;
Dann wies vom Pfahl ein Molch die Zähne mir
Und wollt’ entreißen mir der Mähne Zier,
Allein viel schneller als der Molch gedacht,
Hab’ ich den Garaus ihm per Dolch gemacht,
Wobei ich mich zwar stark am Pfahle schund,
Doch tröstete mich bald der Schale Fund.

Schön war es nicht gerad’ unten, wie gesagt,
Es war mir so, als ob ich in Trümmer schaute.
Ich hab’s, Prinzessin, nur für Sie gewagt,
Stets lockt’ mich Ihrer Augen Schimmer, Traute!“
Zum jungen Mann sich nun der König wandte:
„Obgleich ich Sie bisher nur wenig kannte,
Will ich mit einer Grafschaft Sie belehnen,
Nochmal soll’n Sie ins kalte Wasser nicht,
Zum Lohn für Ihrer treuen Liebe Sehnen,
Sind Sie mein Schwiegersohn, Sie nasser Wicht!“
 


 

Willst Du, daß Deiner Rede Strom fortwalle,
Verhüte, daß man Dir ins Wort falle.
 
 

Ärgert Dich ‘mal ein dummer Koch,
Denk’: „Jeder hat seinen Kummer doch!“
 
 

Mußt nie an zu weinen fangen,
Thränen schaden feinen Wangen!
 


 

Weil die beiden Moppel dort
Gar so gräßlich zwiegesungen,
Hat durch einen Doppelmord
Man zum Schweigen sie gezwungen.
 


 

           Ballkonversation

„Sie tanzen ja heut abend wie’n Stück Blei, Thereschen,
Ich darf Sie wohl zu Ihrem Platz zurückbegleiten?“
„Das würde mir sogar das höchste Glück bereiten,
Ich hab’ am linken Fuß ein schmerzhaft Eiterbläschen.“
 


 

            Idyll
 

Und müßt ich sein in einem fernen Thal
Ein ganz bescheidener Laternenpfahl,
        O glaube nicht, daß ich der Süßen grollte.
 

Dürft’ ich nur an des Bächleins Krümmung stehn,
Wo selbst die Hähne früh voll Stimmung krähn,
         Als ob ihr Kikriki sie grüßen sollte.
 

Sinkt dann der Tag in neblig Dämmerlicht,
Und zieh’n des Himmels Wolkenlämmer dicht
         Vorbei an Lunas silberblauer Scheiben,
 

Ersetzt die Abendstille lauten Trieb
Des Tags, dann sollte meinem trauten Lieb
         Auch nicht der allerkleinste Schauer bleiben.
 

Dann leuchtet’ ich, wo meine Liebe wohnt,
Und fühlte mich, ich weiß nicht wie, belohnt,
        Wenn sie geängstet von den fahlen Streifen
 

Des düstern Himmels über’m feuchten Land
Erwünschten Trost in meinem Leuchten fand,
         Ließ andre gern auf meine Strahlen pfeifen. – 
 


 

Um sein fachmäßig Urteil über Dein Store zu fällen,
Braucht sich der Tapezier Dir nicht erst vorzustellen.
 
 

Solche Leute, die am Magen leiden,
Müssen unbequeme Lagen meiden.
 
 

Schon manchem armen Tropf es allen Kummer nahm,
Wenn an der Trommel seines Loses Nummer kam.
Und hat er den Gewinn dann erst abheben lassen,
Wird er fürs erste auch nicht mehr das Leben hassen
 


 

            Litterarische Rückblicke

Das Lied ist fast schon an der Spree verklungen,
Es hat ein Lamm sich in den Klee gewagt,
Doch als es sich ein Bein im Klee versprungen,
Da hat es ganz vergebens wehgeklagt.
 
 

            Zu spät

Zwar hielt mit ganz präzisem Ruck
Urplötzlich an der Riesenzug,
Doch als der Staub sich unterhalb des letzten Wagens klärte,
Da fand man tot in ihrem Blute die Beklagenswerte.
 




Die sieben Todsünden
 

            1. Wollust

O weh der Heuchler, die gleich geilen Affen,
Fast fähig schon durch ihren Blick zu schänden
Nach Dirnen, die vorübereilen, gaffen,
Wenn sie’s verstehen, durch ihren Chic zu blenden.

Sie freuen in der Sinne tollen Räuschen
Sich gerne an der Mädchenglieder Weiße,
Nicht kann ihr Blick in ihren Rollen täuschen,
Ob er auch frömmelnd immer wieder gleiße.
 


           2. Trunksucht

Im Pfuhl des Lasters, meiner Treu, versinkt
Jedweder ein, der wie ein Säufer trinkt,
Und stets die Welt nur den als nüchtern schätzt
Der seine Lippen möglichst schüchtern netzt.

Auch Du, anstatt des Maßes Schein zu wahren,
Liebst es, oft Freunde um den Wein zu scharen,
Drum wird man Dich gewiß als Lumpen hassen,
Kannst Du nicht allsogleich vom Humpen lassen.
 


           3. Verlogenheit

O Kinder, weichet von der vollen Wahrheit
Doch niemals auch nur um ein einzig Haar weit.
Nicht kann es heben Eure Leiden oder mindern,
Könnt Ihr durch Lügen Strafen meiden oder lindern.

Wenn Ihr auch heut bei Eures Vaters Schelten weint,
Wißt! Ihr verschmerzt die härtste Rüge leicht,
Wenn hell die Sonne über alle Welten scheint;
Bis an den Tod jedoch die Frucht der Lüge reicht.
 


           4. Hochmut

Fürwahr, es muß gewissen Stolz der Gute haben,
Jedoch wem ekelt nicht vor der hochmüt’gen Gans,
Die dick thut, weil zu einem neuen Hute gaben
Die Mittel ihr die Launen ihres güt’gen Manns.

Oft hat sie sich mit teuren Dingen laut gebrüstet,
Wonach umsonst des armen Mannes Braut gelüstet,
Und einen Platz, wo eine arme Frau gesessen,
Den meidet sie, als hätte dort ‘ne Sau gefressen.
 


           5. Neid

Wenn auch Dein Nachbar reicher ist an weißen Hühnern,
Und es ihm abends niemals fehlt an heißen Wienern,
Da Gold ihm strotzt in wohlgefüllten Dattelsäcken
Und silbern glänzen ihm der Pferde Satteldecken,

Und Du durch den Verkauf von alten Flintentaschen
Dich kümmerlich ernährst, sowie von Tintenflaschen,
Dein Weib im Winter gar mit Grogk und heißen Mandeln
In schmutz’gen Straßen muß im alten Meißen handeln,

Und Ihr doch hungrig sitzet oft vor leeren Tassen:
Du mußt Dich nie, o Freund, vom Neid betören lassen,
Denn Deine besten Kräfte kann der Neid Dir lähmen
Und wird doch nicht das allerkleinste Leid dir nehmen.
 


           6. Zorn

O Freund, ein jeder sündigt, welcher zorngebogen
Durch Straßen, Plätze oder Hallen wandelt
und unbedacht im Zorneswallen handelt,
Viel schweres Leid ward schon aus diesem Born gezogen

Denn Menschen, welche voller Unverzagen tollen,
Vor Wut und rasend wie die Lümmel toben,
Wird man vielleicht im Schlachtgetümmel loben,
Doch ihnen Tadel stets in ruh’gen Tagen zollen.
 


           7. Geiz

Ein großes Laster ist der Rabengeiz,
Der leider sehr der Sünder Zahl vermehrt.
Wer selber nur ein karges Mahl verzehrt
Der kennet nicht wohltät’gen Gabenreiz.

O Thor, der bei der Glocke Klang Du bebst,
Wenn Dich auch and’re Menschen glauben reich,
Sie werden Dich doch nicht berauben gleich,
Der gierig an dem Gelde bang Du klebst.
 


 

Willst Du nicht viel von Mücken leiden,
Mußt Du im Kleide Lücken meiden.
 
 

Mancher Kaufmann eine Robe preist,
Welche bei der ersten Probe reißt.
 
 

Wer heute noch so froh als Erdenbürger wallt,
Den holt der Tod, der arge Würger, bald.
 


 

            Gastrologisches

Ich könnte an des Kaisers Reit- und Wagenpferden
Zur Zeit der Not vielleicht zum Hippophagen werden,
Doch um der zweiten Droschkenklasse Schindermähren,
Würd’ ich sogar mich dann noch minder scheren.
 
 

            Erfolglose Kur

Daß er die Schmerzen aus der Wade banne,
Bestieg er schnell die heiße Badewanne,
Doch konnte er sie leider bannen weder,
Noch auch nur lindern durch die Wannenbäder.
 


 

            Hochzeitssegenswunsch

Es mög’ der Himmel stets Euch seinen Segen weih’n
Und lauter Glück und Lust auf Euren Wegen sein.
Mög’ stets vorbei an Euch des Trugs Geflimmer zieh’n
Und jedes Unglück Euch und Eure Zimmer flieh’n.
Mög’ Euch Fortunas holdes Sternlein scheinen immer,
Das so viel Leuten, ach! gönnt auch nicht einen Schimmer.
Auch wünsch’ ich, daß jedweder Wind nur segenvoll
Von Eurer Stirne allen Kummer fegen soll.
Daß wohlgesinnt und freundlich stets die Lüfte denken,
Wie sie zu Euch nur lieblich holde Düfte lenken.
Daß Euer Glück Euch nicht die hohen Mächte neiden,
Daß Euren Schlaf unruhig finstre Nächte meiden.
Daß stets vorbei an Euch der Sorgen Flitterzug
Euch nie berühr’, nie treff’ in seinem Zitterflug.
Nur wenn die Parzen Euch solch glücklich Leben woben,
Kann ich fürwahr ihr wohlgefällig Weben loben.
Dann wird, das muß ja wohl ein jeder sehen ein,
Die Eure auch die glücklichste der Ehen sein.
 


 

Verwendet der Barbier zu kleine Becken,
Wird er Dir öfter auf die Beine klecken.
 
 

Gegen Grubenwetterbrände
Helfen keine Bretterwände.
 




          
Donna Laura

Wenn noch die Morgenröte auf Berg und Hügel flackt,
Die edle Donna Laura schon auf dem Flügel hackt.
Der Ausdruck ihres Spieles ist hehr und prächtig meist,
Als ob das ganze Weltall den Schöpfer mächtig preist.
Begeist’rungsvolles Feuer in ihrem Klimpern webt,
Doch auch der Rührung Thräne an ihren Wimpern klebt.
Erst spielt sie grause Weisen, wo sie vor Wut erbleicht,
Bis endlich voller Wehmut sich mild ihr Blut erweicht.
Und schluchzend unter Thränen ein Lied sie brausend singt,
Das der Gefühle höchstes zum Ausdruck sausend bringt.
Ihr ist’s als ob ein Engel sich in das Zimmer neigt. –
Ein Engel, Donna Laura, sich dir wohl nimmer zeigt!
Es ist der Wirt, der rufet: „Zu lang die Schonung währt,
Daß ihr mir ja zum Ersten euch aus der Wohnung schert!“
 




          
Odysseus und Circe!

Wo die Sirenen auf den Inseln weilen,
Da mußt das Ohr Dir voller Wachs Du streichen,
Schnell mußt vorbei an ihrem Winseln eilen,
Und aus der Meeresgegend stracks Du weichen,
Denn leget dort einmal Dein Dampfer an,
Liegst tot Du bald im Sauerampfer dann.
 
 

            Flattersucht

Wer daran, was er gestern liebt,
Heut sucht, ob’s nichts zu lästern giebt,
Und auf die Speis als Satter flucht,
der leidet an der Flattersucht.
 




          
Hans und Käthchen

„Ich liebe dich gewiß nicht minder, Käthchen,
Wie der Soldat sein dralles Kindermädchen,
Der edle Don Ramiro seine Klara,
Der alte Abraham die kleine Sarah,
Ich liebt’ und liebe, glaube mir, kein Mädchen
Und werde nie eins lieben wie mein Käthchen.
Nicht können solche heft’gen Triebe lügen,
Nicht kann so brennend heiße Liebe trügen.“
Sprach Hans im Frühling, Liebesschmerzen heuchelnd,
Und Käthchens unerfahr’nem Herzen schmeichelnd.

Doch als im Herbst der Wind die Saaten rollte
Und er sein Käthchen nun heiraten sollte,
Preist er der Freundin gleiche Triebe laut,
Und sieh, auch Gretchen seiner Liebe traut.
Und die, nicht ahnend, daß sich Käthchen gräme,
Wenn sie erführ’, daß Hans zu Gretchen käme,
Schrieb ihr: „Beneid mein Glück, o meine Schwester!
Nie wird mehr eins von meinen Schweinen mager,
Denn mich liebt Hans, der gute Schweinemäster,
Bald nenn’ ich seinen Bruder meinen Schwager.“

Als diesen Brief das arme Weib gelesen,
Ist plötzlich kalt ihr ganzer Leib gewesen
Die Nerven all sich ihr zu Knoten ballen,
Kopfüber thut sie jach zu Boden knallen,
Wo Schmerz und Gram ihr rasch das Leben raubten.

Eh’ sich auf ihrem Grab die Reben laubten,
That Hans herbei die alten Triebe sehnen
Und mit den heißen Zähren sie bethränen.
„O Käthchen, könntest du mir wieder leben,
Um die ich einst so heiß im Sturm geworben,
Ich würde dir die schönsten Lieder weben!“
Vor Reue ist der arme Wurm gestorben.
 


 

       Vorarbeiters Verzweiflungsschrei

Ist es nur ein krasser Wahn
Oder streicht das Lumpenpack
Diesen neuen Wasserkrahn
Mit dem alten Pumpenlack??
 
 

       Auf die Schlacht bei Fehrbellin

Geschlagen am 18. Juni 1675 durch den Generalfeldmarschall Derfflinger, einen früheren Schneidermeister

             Ei der schnellen
                              Schneiderellen.
 
 

            G. J. Caesar
 

Du „Brutus“ gabst den ärgsten Stich,
Denn den empfand am stärksten ich.
 
 




          
Arion

In längstvergang’nen Glückes sel’gen Zeiten,
Als noch auf Erden dunkle Schleier lagen,
Hört’ man Arion auf unzähl’gen Saiten
Sehr kunstvoll seine goldne Leier schlagen.

Wie hoch stand über all den kleinen Stümpern
Der lesens-, druckens-, ja verlegenswerte!
Hört’ man ihn doch vor toten Steinen klimpern,
Die er die Kunst des sich Bewegens lehrte.

Die Leier hatt’ in seinen Händen Leben,
Doch da zu Haus er nichts zu lernen fand,
That nach Tarent er seine Lenden heben
Und gern empfing man ihn im fernen Land.

Man überreicht ihm viele holde Gaben
Zum Lohn für seines Munds Sirenensang;
Doch, konnt’ er noch so viel von Golde haben,
Nach seiner Heimat stets sein Sehnen rang

Drum, als einstmalen in der Brandungslücke
Ein stolzes Schiff er sah geschäftig halten,
Stieg schnell hinauf er von der Landungsbrücke,
Trotzdem ihn seine Freunde heftig schalten.

An Bord sah staunend er, legendenhaft,
Die bärt’gen Schiffer sich am Knaster laben,
Doch bald das Volk nach seinen Händen gafft,
Der Ringe Gold verlockt die Lasterknaben.

Als sie nun aus dem Hafen reisten munter,
Von Passagieren sie ‘ne Menge hatten,
Doch stiegen unterwegs die meisten runter
Und hinterließen leere Hängematten.

Erfreut das Schiffsvolk nun auf Wege sann,
Arion zu befrei’n von seinen Schätzen,
Und als das Schiff die hohe See gewann,
Sah man den Plan sie ins Erscheinen setzen.

Man hört sie heftig mit dem Sänger streiten,
Und der, als echter Geistesheld ergeben,
Unkundig auch des Tones strenger Saiten,
Läßt ohne weit’res sie sein Geld erheben.

Zuerst zwar nur an seinen Warenschätzen
Die freveln Schiffer sich voll Beute laden,
Doch ihre Klingen bald die Scharen wetzen,
Im Blute wollen sich die Leute baden.

Arion wollen sie mit Tosen haschen,
Es blitzen helle schon der Wilden Messer,
Doch er, die Hände in den Hosentaschen,
Starrt feuchten Auges in die milden Wässer.

Und seine Lippen Wehmutstriebe lösten,
Und sein Gesang tönt’ süß wie Honigseim:
„Wer wird die Mutter mir, die liebe, trösten,
Sie grämt sich scheußlich, kehrt ihr Sohn nicht heim.

Dazu verhalf mir nun das weise Sparen,
So jung schon meinen Schwanensang zu leimen,
Ich nahm mir mit für Wochen Speisewaren
Und soll nun sterben ohne lang zu säumen.“

Und siehe, als des Liedes Stimmen schwiegen,
Sieht er im Meer sich Fische länglich bauschen;
Delphine sind’s, die auf im Schwimmen stiegen,
Und seinem Trauersange bänglich lauschen.

Voll Freuden sieht’s der Sängergilde Meister
Und jauchzet ob der neuen Wendung Segen
Und preiset laut der Götter milde Geister
Um dieser hochwillkomm’nen Sendung wegen.

Doch Wutgeheule that sein Baß erwecken,
Ein Schiffer, schadenfroh und rachesüchtig,
Rief: „Werft ihn rasch hinein ins Wasserbecken!
Ein kräft’ger Tritt, und macht die Sache richtig!

Oft that er aus der Ruh’ die Schläfer singen,
Drum rasch den Burschen über Bord gekullert;
Ihn soll sogleich die wilde See verschlingen,
Noch eh’ er seinen Schlußakkord gebullert!“

Die Hände nach ihm aus das Rudel streckte,
Hoch flog der Sänger durch die graue Luft,
Den Hals er ängstlich aus den Strudel reckte
Und sank dann tiefer in die laue Gruft. –

Des Schiffes Segel munt’re Winde schwellen,
Schon ist es in der Ferne kaum zu schau’n,
Pfeilschnell entführen es geschwinde Wellen: –
Arion scheint verzweifelt Schaum zu kau’n.

Und klagend seiner Stimme Hauch erbebt:
„Soll ich denn sterben in so krasser Weise?“
Und aus den Wellen seinen Bauch er hebt
Und schaut sich um im weiten Wasserkreise.

„Ha!“, ruft er, Freude im Gesicht, „gelungen!
Ich muß nicht länger mit der Brandung ringen;
Delphine, die ich an das Licht gesungen,
Ihr müßt mich an des Meers Umrandung bringen.“

Und siehe, schon setzt er in Reiterweise,
Wie mancher wohl auf feur’gem Rosse pfleget,
Auf einem Fisch ins Werk die Weiterreise,
Der ganz gewaltig seine Flosse reget. –

Und er, noch kurz vorher so rauh gebettet,
Er, den die Schiffer unter Leichen wähnen,
Sitzt bald in Perianders Bau, gerettet,
In einem Polsterstuhl mit weichen Lehnen.

Dort ruht vergnügt und froh der güt’ge Meister
Und liest behaglich Fach- und Witzesblätter.
Doch seiner Feinde übermüt’ge Geister
Verschollen sind in Sturm und Blitzeswetter.
 


 

Wenn Euch auch Reuethränen die Gesichter netzen,
Was durch den Tod verloren, läßt sich nicht ersetzen.
 
 

Manch Schiff, das nie dem Sturm wich,
Erliegt zuletzt dem Wurmstich.
 
 

Ganzer Menschheit allgemeine Leiden
Wolle nicht, mein Freund, alleine meiden.
 
 

Willst du ‘ne  hohe Stimmenzahl bewirken,
Stell dich zur Wahl in – allen Wahlbezirken.
 


 

            Verschrobenheit

Wer in einem dunkeln Schachte
Ganz vergnügt an Schunkeln dachte,
Und, ans Licht gehoben, schreit,
Leidet an Verschrobenheit.
 
 

Läßt wer zehn Kreuzer nicht als Schulden gelten,
So kann das wohl so manchem Lumpen passen,
Doch thut er auch nicht um zehn Gulden schelten,
Werd’ ich mir selber von ihm pumpen lassen.
 
 

Was lange währt, wird gut! –
Was lange gährt, wird Wut! –
 




Anhang:

Schüttelreime von Harun Dolfs aus der Zeitschrift „Muttersprache
Band 45 (1930) 6, Sp. 239
 

Der Selbstmörder

Er nahm ein leeres Wasserglas
dann tat in dieses Glas er was.
Und als er‘s wieder leer gemacht
da hat er niemals mehr gelacht.
 

Das Wunder

Mann über Bord! Am Heck ein Schrei;
ha! ihn verfolgt – o Schreck! ein Hai.
Doch plötzlich – sieh – der Hai erschlafft. –
Wieso, war allen schleierhaft.
 

Mutterstolz

Indem sie sich das Haar zur Seite strich,
sprach Käte, nur der Pöbel streite sich.
Es hab zwölf Pfund ihr Adolar gewogen,
als er zur Welt kam. – – Doch es war gelogen.
 

Der Oberprimaner

Bei der Tänz’rinnen bunten Seidenbeinen
fand er‘s verlockender als bei den Seinen.
Das kostete ihn mancher Nächte Schlummer,
und im Examen gab‘sne schlechte Nummer.

Hamburg                                        Harun Dolfs
Jungfrauenthal 35



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Register der Reimwörter



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Reim

Seite

Gegenreim

abgeschlachtet

20

schlapp geachtet

Adelstone

20

tadelsohne

ärgsten Stich

43

stärksten ich

Alten sterben

12

(wohlbe)stallten Erben

(Sauer)ampfer dann 

40

Dampfer an

Bade steigt

20

Ge)stade beugt

Badewanne

36

Wade banne

bänglich lauschen

46

länglich bauschen

Ball knicksen

14

Knallbüchsen

bang du klebst

34

Klang du bebst

bannen weder

36

Wannenbäder

(Er)barmen weinen 

  9

warmen Beinen

Bart gezogen

19

zart gebogen

Baß erwecken

47

Wasserbecken

Bau gerettet

48

rauh gebettet

Bauch er hebt

47

Hauch erbebt

Beben lang

20

Leben bang

bei den Seinen

51

Seidenbeinen

Beine klecken

38

kleine Becken

Beute laden

45

Leute baden

bin Georg

13

Ingeborg

Bittern reichten

20

Rittern beichten

blauer Scheiben

25

Schauer bleiben

(er)bleichen lassen

12

leichenblassen

Blick zu schänden

28

Chic zu blenden

Blitzeswetter

48

Witzesblätter

Blut erweicht

39

Wut erbleicht

blut’gen Mücken

17

(todes)mut’gen Blicken

Boden knallen

42

Knoten ballen

Bord gekullert

47

(Ak)kord gebullert

Born gezogen

33

zorngebogen

brandet laut

18

landet Braut

Brandung ringen

48

(Um)randung bringen

Brandungslücke

44

Landungsbrücke

brausend singt

39

sausend bringt

Braut gelüstet

31

laut gebrüstet

Bretterwände

38

(Gruben)wetterbrände





 

Reim

Seite

Gegenreim

Brüder winkt

18

wieder bringt

(Erden)bürger wallt

35

Würger bald

Buhle tat

12

Thule bat

Bundesschießen

11

Schundes büßen

ciselierte

18

Liese zierte

Dämmerlicht

25

Lämmer dicht

Dampfer an

40

(Sauer)ampfer dann

Dattelsäcken

32

Satteldecken

Dichtung ranken

  5

Richtung danken

dicken Recken

  7

Rücken decken

Dolch gemacht

20

Molch gedacht

Doppelmord

23

Moppel dort

Düfte lenken

37

Lüfte denken

dummer Koch

22

Kummer doch

dunkeln Schachte

50

Schunkeln dachte

Eckensteher

15

(Hasel)stecken eher

edel schien

15

Schädel ihn

Edelmann

19

Mädel an

Ehen sein

37

sehen ein

Ehren halten

12

hehren Alten

Ehrversehrte

13

sehr verehrte

Ei der schnellen

43

Schneiderellen

Eifersucht

13

sei verrucht

eilen gaffen

28

geilen Affen

einen Schimmer

37

scheinen immer

eitel schien

10

Scheitel ihn

Eiterbläschen

24

Blei Thereschen

(Hippo)phagen werden

36

Wagenpferden

fahlen Streifen

25

Strahlen pfeifen

fegen soll

37

segenvoll

fehlen soll

  9

seelenvoll

feinen Wangen

22

weinen fangen

feinen Wink

19

weinen fing

fernen Land

44

lernen fand

fernen Tal

25

(La)ternenpfahl

festern Schwüren

18

Schwestern führen

feuchten Land

25

Leuchten fand

Feuer sich mengt

19

(Ge)mäuer sich fängt

Feuerschlünden

17

schläuer finden

Flattersucht

40

Satter flucht





 

Reim

Seite

Gegenreim

(Ge)flimmer zieh’n

37

Zimmer flieh’n

Flintentaschen

32

Tintenflaschen

Flitterzug

37

Zitterflug

Flosse reget

48

Rosse pfleget

Flügel hackt

39

Hügel flackt

fortwalle

22

Wort falle

Frau gesessen

31

Sau gefressen

Gabenreiz

34

Rabengeiz

gährende zischt

19

(ver)zehrende Gischt

gährt wird Wut

50

währt wird gut

Galle steigen

  9

Stalle geigen

(Dichter)gaules Meister

  5

Maules Geister

geckenhaft

17

Hecken gafft

geilen Affen

28

eilen gaffen

Geld erheben

45

(Geistes)held ergeben

(le)gendenhaft

45

Händen gafft

gestern liebt

40

lästern giebt

(Sänger)gilde Meister

46

milde Geister

Gitter ruht

14

Rittergut

Glas er was

51

Wasserglas

glauben reich

34

(be)rauben gleich

gleiches tut

19

Teiches Glut

Glieder weiße

28

wieder gleiße

Glück bereiten

24

(zu)rückbegleiten

Golde haben

44

holde Gaben

gräul’chen Schund

20

(ab)scheul’chen Grund

graue Luft

47

laue Gruft

Gretchen käme

41

Käthchen gräme

Groschen lähmen

  9

(Ga)loschen grämen

grüßen sollte

25

Süßen grollte

güt’ge Meister

48

(über)müt’ge Geister

güt’gen Manns

31

(hoch)müt’gen Gans

Gulden schelten

50

Schulden gelten

gut bemeistert

  5

(Dichter)mut begeistert

Gute haben

31

Hute gaben

gute Held

12

Hute gellt

Haar weit

30

Wahrheit

Händen gafft

45

(le)gendenhaft

Händen Leben

44

Lenden heben

Hängematten

45

Menge hatten





 

Reim

Seite

Gegenreim

Hai erschlafft

51

schleierhaft

Hallen wandelt

33

(Zornes)wallen handelt

Hast zu leben

  8

Last zu heben

Hauch erbebt

47

Bauch erhebt

Haufen retten

  7

raufen hätten

(ab)heben lassen

26

Leben hassen

Heck ein Schrei

51

Schreck ein Hai

Hecken gafft

17

geckenhaft

heftig kreischt

15

kräftig heischt

heftig schalten

44

(ge)schäftig halten

hehren Alten

12

Ehren halten

Heidekraut

15

Kreide haut

heiß geschwärmt

19

Schweiß gehärmt

heißen Mandeln

32

Meißen handeln

heißen war

20

weißen Haar

heißen Wienern

32

weißen Hühnern

(Geistes)held ergeben

45

Geld erheben

Herd zu walten

12

wert zu halten

Herzen schmeichelnd

41

(Liebes)schmerzen heuchelnd

Hiebe lärmen

  9

Liebe härmen

Hinterwand

  8

Winterhand

hinzusetzen

20

Sinn zu hetzen

(ge)hoben schreit

50

(Ver)schrobenheit

holde Gaben

44

Golde haben

Honigseim

46

Sohn nicht heim

Hosenriegel

  7

Rosenhügel

Hosentaschen

46

Tosen haschen

Hügel flackt

39

Flügel hackt

Humpen lassen

29

Lumpen hassen

Hut und Mütze

  7

Mut und Hitze

Hute gaben

31

Gute haben

Hute gellt

12

gute Held

Ingeborg

13

bin Georg

Inseln weilen

40

Winseln eilen

Jugend Tagen

  8

Tugend jagen

Käthchen gräme

41

Gretchen käme

kaum zu schau’n

47

Schaum zu kau’n

Keime retten

  5

Reime ketten

kein Mädchen

41

mein Käthchen

keine Seele

  5

seine Kehle





 

Reim

Seite

Gegenreim

Kerze schimmert

  9

Scherze kümmert

Kindermädchen

41

minder Käthchen

Kindermüh’n

18

minder kühn

Kindermund

11

minder kund

(Be)klagenswerte

27

Wagens klärte

Klang du bebst

34

bang du klebst

Klee gewagt

27

wehgeklagt

Klee versprungen

27

Spree verklungen

kleine Becken

38

Beine klecken

kleine Sarah

41

seine Klara

kleinen Stümpern

44

Steinen klimpern

Klimpern webt

39

Wimpern klebt

Klingel schlug

15

Schlingel klug

(Cy)klon entscheiden

19

schon entkleiden

Knallbüchsen

14

Ball knicksen

Knaster laben

45

Lasterknaben

Knochen raus

10

Rochen Knaus

Knoten ballen

42

Boden knallen

kocht er tosend

18

Tochter kosend

Köder schnellte

10

schnöder Kälte

König wandte

21

wenig kannte

König wehrt

20

wenig kehrt

König wimmert

11

wenig kümmert

(Ak)kord gebullert

47

Bord gekullert

kräftig heischt

15

heftig kreischt

(Hörer)kranze tönen

  5

Tanze krönen

krasser Wahn

43

Wasserkran

krasser Weise

47

Wasserkreise

krauten leis

18

lauten Kreis

Kreide haut

15

Heidekraut

Krümmung stehn

25

Stimmung krähn

Kümmel laufen

15

Lümmel kaufen

Kummer doch

22

dummer Koch

Kummer nahm

26

Nummer kam

Labetrank

20

trabe lang

Lämmer dicht

25

Dämmerlicht

länglich bauschen

46

bänglich lauschen

lästern giebt

40

gestern liebt

Lagen meiden

26

Magen leiden

landet Braut

18

brandet laut





 

Reim

Seite

Gegenreim

Landungsbrücke

44

Brandungslücke

lang zu säumen

46

Sang zu leimen

(Ado)lar gewogen

51

war gelogen

lassen nippen

18

nassen Lippen

Last zu heben 

  8

Hast zu leben

Lasterknaben

45

Knaster laben

Laubgerüste

15

Raubgelüste

laue Gruft

47

graue Luft

laut gebrüstet

31

Braut gelüstet

lauten Kreis

18

krauten leis

lauten Trieb

25

trauten Lieb

Leben bang

20

Beben lang

Leben hassen

26

(ab)heben lassen

Leben raubten

42

Reben laubten

Leben wagen

18

Weben lagen

Leben woben

37

Weben loben

leer gemacht

51

mehr gelacht

leer gesiebt

19

sehr geliebt

leeren Tassen

32

(be)tören lassen

(ver)legenswerte

44

(Be)wegens lehrte

Leib gewesen

42

Weib gelesen

Leichen wähnen

48

weichen Lehnen

leichenblassen

12

(er)bleichen lassen

Leid dir nehmen

32

Neid dir lähmen

leiden oder mindern

30

meiden oder lindern

Leier schlagen

44

Schleier lagen

(al)leine meiden

49

(allge)meine Leiden

Lenden fassen

10

pfänden lassen

Lenden heben

44

Händen Leben

lernen fand

44

fernen Land

Leuchten fand

25

feuchten Land

Leute baden

45

Beute laden

(elendig)lich ersaufen

18

sicher laufen

Licht gesungen

48

(Ge)sicht gelungen

Liebe härmen

  9

Hiebe lärmen

Liebe Sehnen

21

Sie belehnen

Liebe traut

41

Triebe laut

liebe trösten

46

Triebe lösten

Liebe trügen

41

Triebe lügen

Liebe wohnt

25

wie belohnt





 

Reim

Seite

Gegenreim

Lieder weben

42

wieder leben

Liese zierte

18

ciselierte

Linken wiegt

20

Winken liegt

Ga)loschen grämen

  9

Groschen lähmen

Lücken meiden

35

Mücken leiden

Lüfte denken

37

Düfte lenken

Lüge reicht

30

Rüge leicht

Lümmel kaufen

15

Kümmel laufen

Lümmel toben

33

(Ge)tümmel loben

Lumpen hassen

29

Humpen lassen

Lumpen passen

50

pumpen lassen

Lumpenpack

43

Pumpenlack

Mächte neiden

37

Nächte meiden

mächtig prahlen

10

prächtig malen

mächtig preist

39

prächtig meist

Mädel an

19

Edelmann

Mähne Zier

20

Zähne mir

(Ge)mäuer sich fängt

19

Feuer sich mengt

Magen leiden

26

Lagen meiden

Magenschluß

16

schlagen muß

(Krönungs)mahl gesessen

12

Saal gemessen

Mahl verzehrt

34

Zahl vermehrt

Mai verschleißt

16

Schleifer meist

(Genre)malerei’n

18

(Gene)rale mein

Maules Geister

  5

(Dichter)gaules Meister

mehr gelacht

51

leer gemacht

meiden oder lindern

30

leiden oder mindern

mein Käthchen

41

kein Mädchen

(allge)meine Leiden

49

(al)leine meiden

meine Schwester

41

Schweinemäster

meinen Schwager

41

Schweinen mager

Meißen handeln

32

heißen Mandeln

meisten runter

45

reisten munter

Menge hatten

45

Hängematten

milde Geister

46

(Sänger)gilde Meister

Milden wär

18

wilden Meer

milden Wässer

46

Wilden Messer

minder Käthchen

41

Kindermädchen

minder kühn

18

Kindermüh’n

minder kund

11

Kindermund





 

Reim

Seite

Gegenreim

minder scheren

36

Schindermähren

Mut und Hitze

  7

Hut und Mütze

Molch gedacht

20

Dolch gemacht

Moppel dort

23

Doppelmord

Mücken leiden

35

Lücken meiden

(über)müt’ge Geister

48

güt’ge Meister

(hoch)müt’gen Gans

31

güt’gen Manns

Munde rann

20

runde Mann

(Dichter)mut begeistert

  5

gut bemeistert

(todes)mut’gen Blicken

17

blut’gen Mücken

Nacht geschlossen

  7

Schlachtgenossen

Nächte meiden

37

Mächte neiden

Nächte Schlummer

51

schlechte Nummer

Naß er wieder

12

Wasser nieder

nassen Lippen

18

lassen nippen

nasser Wicht

21

Wasser nicht

Neid dir lähmen

32

Leid dir nehmen

nicht ersetzen

49

(Ge)sichter netzen

nimmer zeigt

39

Zimmer neigt

nüchtern schätzt

29

schüchtern netzt

Nummer kam

26

Kummer nahm

ohne schien 

15

schone ihn

Ohren spitzt

  5

Sporen itzt

pfänden lassen

10

Lenden fassen

Pfahle schund

20

Schale Fund

Pflegesohn

15

See geflohn

prächtig malen

10

mächtig prahlen

prächtig meist

39

mächtig preist

Probe reißt

35

Robe preist

Prügelspeisen

15

(Tugend)spiegel preisen

pumpen lassen

50

Lumpen passen

Pumpenlack

43

Lumpenpack

Rabengeiz

34

Gabenreiz

rachesüchtig

47

Sache richtig

(Gene)rale mein

18

(Genre)malerei’n

(Um)randung bringen

48

Brandung ringen

(hei)raten sollte

41

Saaten rollte

(be)rauben gleich

34

glauben reich

Raubgelüste

15

Laubgerüste

raufen hätten

  7

Haufen retten





 

Reim

Seite

Gegenreim

rauh gebettet

48

Bau gerettet

Reben laubten

42

Leben raubten

Reime ketten

  5

Keime retten

reisten munter

45

meisten runter

Reiterweise

48

Weiterreise

(Si)renensang

44

Sehnen rang

Richtung danken

  5

Dichtung ranken

Riemen streichen

15

striemenreichen

Riesenzug

27

(prä)zisem Ruck

Rinde weichen

  5

(Versge)winde reichen

Rittergut

14

Gitter ruht

Rittern beichten

20

Bittern reichten

Robe preist

35

Probe reist

Rochen Knaus

10

Knochen raus

Rollen täuschen

28

tollen Räuschen

Rosenhügel

  7

Hosenriegel

Rosse pfleget

48

Flosse reget

Rudel springen

18

Sprudel ringen

Rudel streckte

47

Strudel reckte

(zu)rückbegleiten

24

Glück bereiten

Rücken decken

  7

dicken Recken

Rüge leicht

30

Lüge reicht

Rührungszeichen

12

(ver)zierungsreichen

rüttelnd scheuchen

  5

schüttelnd reichen

Ruhe scheuchen

  9

Schuhe reichen

runde Mann

20

Munde rann

Saal gemessen

12

Mahl gesessen

Saaten rollte

41

(hei)raten sollte

Sache richtig

47

rachesüchtig

Sänger streiten

45

strenger Saiten

Säufer trinkt

29

Treu versinkt

sagen wollte

18

wagen sollte

Sang zu leimen

46

lang zu säumen

Satteldecken

32

Dattelsäcken

Satter flucht

40

Flattersucht

Sau gefressen

31

Frau gesessen

sausend bringt

39

brausend singt

Schädel ihn

15

edel schien

(ge)schäftig halten

44

heftig schalten

Schale Fund

20

Pfahle schund





 

Reim

Seite

Gegenreim

Scharen wetzen

45

Warenschätzen

Schauer bleiben

25

blauer Scheiben

Schaum zu kau’n

47

kaum zu schau’n

Schein zu wahren

29

Wein zu scharen

Schein zu werfen

16

Wein zu schärfen

scheinen immer

37

einen Schimmer

(Er)scheinen setzen

45

seinen Schätzen

Scheitel ihn

10

eitel schien

Schelten weint

30

Welten scheint

Scherze kümmert

  9

Kerze schimmert

(ab)scheul’chen Grund

20

gräul’chen Schund

Chic zu blenden

28

Blick zu schänden

Schimmer traute

21

Trümmer schaute

Schindermähren

36

minder scheren

Schlachtgenossen

  7

Nacht geschlossen

Schläfer singen

47

See verschlingen

schläuer finden

17

Feuerschlünden

schlagen muß

16

Magenschluß

schlapp geachtet

20

abgeschlachtet

schlechte Nummer

51

Nächte Schlummer

Schleier lagen

44

Leier schlagen

schleierhaft

51

Hai erschlafft

Schleifer meist

16

Mai verschleißt

Schlingel klug

15

Klingel schlug

Schloß getragen

  7

Troß geschlagen

(Liebes)schmerzen heuchelnd

41

Herzen schmeichelnd

Schneiderellen

43

Ei der schnellen

schnöder Kälte

10

Köder schnellte

schnuppe sein

  9

Suppe schnei’n

schöner stand

19

Stöhner Schand

Scholzen stöhnen

  8

stolzen Schönen

schon entkleiden

19

(Cy)klon entscheiden

schon gesenket

15

(Pflege)sohn geschenket

schone ihn

15

ohne schien

Schonung währt

39

Wohnung schert

Schreck ein Hai

51

Heck ein Schrei

(Ver)schrobenheit

50

(ge)hoben schreit

(uner)schrocken nur sein

17

Socken nur zu schrei’n

schüchtern netzt

29

nüchtern schätzt

schüttelnd reichen

  5

rüttelnd scheuchen





 

Reim

Seite

Gegenreim

Schuhe reichen

  9

Ruhe scheuchen

Schulden gelten

50

Gulden schelten

Schundes büßen

11

Bundesschießen

Schunkeln dachte

50

dunkeln Schachte

Schweinemäster

41

meine Schwester

Schweinen mager

41

meinen Schwager

Schweiß gehärmt

19

heiß geschwärmt

Schweißes wert

18

weißes Schwert

Schwestern führen

18

festern Schwüren

Schwimmen stiegen

46

Stimmen schwiegen

(ge)schwinde Wellen

47

Winde schwellen

(ver)schwunden wär’

19

(ver)wunden schwer

See geflohn

15

Pflegesohn

See gewann

45

Wege sann

See verschlingen

47

Schläfer singen

seelenvoll

  9

fehlen soll

Segen weih’n

37

Wegen sein

segenvoll

37

fegen soll

sehen ein

37

Ehen sein

Sehnen rang

44

(Si)renensang

sehr geliebt

19

leer gesiebt

sehr verehrte

13

Ehrversehrte

sei verrucht

13

Eifersucht

Seidenbeinen

51

bei den Seinen

seine Kehle

  5

keine Seele

seine Klara

41

kleine Sarah

seinen Schätzen

45

(Er)scheinen setzen

sei‘s gewagt

19

weisgesagt

Seite strich

51

streite sich

sel’gen Zeiten

44

(un)zähl’gen Saiten

(Ge)sellen winken

20

Wellen sinken

Sendung wegen

46

Wendung Segen

sicher laufen

18

(elendig)lich ersaufen

(Ge)sicht gelungen

48

Licht gesungen

(Ge)sichter netzen

49

nicht ersetzen

Sie belehnen

21

Liebe sehnen

sie betränen

42

Triebe sehnen

sie gewagt

21

wie gesagt

sie gezwungen

23

zwiegesungen

Sinn zu hetzen

20

hinzusetzen





 

Reim

Seite

Gegenreim

Socken nur zu schrei’n

17

(uner)schrocken nur sein

(Pflege)sohn geschenket

15

schon gesenket

Sohn nicht heim

46

Honigseim

Speisewaren

46

weise Sparen

(Tugend)spiegel preisen

15

Prügelspeisen

Sporen itzt

  5

Ohren spitzt

Spree verklungen

27

Klee versprungen

Sprudel ringen

18

Rudel springen

(Ge)stade beugt

20

Bade steigt

stärksten ich

43

ärgsten Stich

Stalle geigen

  9

Galle steigen

(wohlbe)stallten Erben

12

Alten sterben

(Ver)standes Werke 

  5

(Reimge)wandes Stärke

(Hasel)stecken eher

15

Eckensteher

Steinen klimpern

44

kleinen Stümpern

still geworben

19

will gestorben

Stimmen schwiegen

46

Schwimmen stiegen

Stimmung krähn

25

Krümmung stehn

Stöhner Schand

19

schöner stand

stolzen Schönen

  8

Scholzen stöhnen

Store zu fällen

26

vorzustellen

stracks du weichen

40

Wachs du streichen

Strahlen pfeifen

25

fahlen Streifen

streite sich

51

Seite strich

strenger Saiten

45

Sänger streiten

striemenreichen

15

Riemen streichen

Strudel reckte

47

Rudel streckte

Sturm geworben

42

Wurm gestorben

Sturm wich

49

Wurmstich

Süßen grollte

25

grüßen sollte

Suppe schnei’n

  9

schnuppe sein

tadelsohne

20

Adelstone

Tagen zollen

33

(Unver)zagen tollen

Tanze krönen

  5

(Hörer)kranze tönen

Teiches Glut

19

gleiches tut

(La)ternenpfahl

25

fernen Tal

Thule bat

12

Buhle tat

Tintenflaschen

32

Flintentaschen

Tochter kosend

18

kocht er tosend

(be)tören lassen

32

leeren Tassen





 

Reim

Seite

Gegenreim

tollen Räuschen

28

Rollen täuschen

Tosen haschen

46

Hosentaschen

trabe lang

20

Labetrank

trauten Lieb

25

lauten Trieb

Treu versinkt

29

Säufer trinkt

Triebe laut

41

Liebe traut

Triebe lösten

46

liebe trösten

Triebe lügen

41

Liebe trügen

Triebe sehnen

42

sie betränen

trinken wollte

15

Winken trollte

Troß geschlagen

  7

Schloß getragen

Trümmer schaute

21

Schimmer traute

(Ge)tümmel loben

33

Lümmel toben

Tugend jagen

  8

Jugend Tagen

vorzustellen

26

Store zu fällen

Wachs du streichen

40

stracks du weichen

Wade banne

36

Badewanne

währt wird gut

50

gährt wird Wut

wagen sollte

18

sagen wollte

Wagenpferden

36

(Hippo)phagen werden

Wagens klärte

27

(Be)klagenswerte

Wahlbezirken

49

(Stimmen)zahl bewirken

Wahrheit

30

Haar weit

(Zornes)wallen handelt

33

Hallen wandelt

(Reimge)wandes Stärke

  5

(Ver)standes Werke

Wannenbäder

36

bannen weder

war gelogen

51

(Ado)lar gewogen

Warenschätzen

45

Scharen wetzen

warmen Beinen

  9

(Er)barmen weinen

Wasser nicht

21

nasser Wicht

Wasser nieder

12

Naß er wieder

Wasserbecken

47

Baß erwecken

Wasserglas

51

Glas er was

Wasserkran

43

krasser Wahn

Wasserkreise

47

krasser Weise

Weben lagen

18

Leben wagen

Weben loben

37

Leben woben

Wege sann

45

See gewann

Wegen sein

37

Segen weih’n

(Be)wegens lehrte

44

(ver)legenswerte





 

Reim

Seite

Gegenreim

wehgeklagt

27

Klee gewagt

Weib gelesen

42

Leib gewesen

weichen Lehnen

48

Leichen wähnen

Wein zu schärfen

16

Schein zu werfen

Wein zu scharen

29

Schein zu waren

weinen fangen

22

feinen Wangen

weinen fing

19

feinen Wink

weise Sparen

46

Speisewaren

weisgesagt

19

sei‘s gewagt

weißen Haar

20

heißen war

weißen Hühnern

32

heißen Wienern

weißes Schwert

18

Schweißes wert

Weiterreise

48

Reiterweise

Wellen sinken

20

(Ge)sellen winken

Welten scheint

30

Schelten weint

Wendung Segen

46

Sendung wegen

wenig kannte

21

König wandte

wenig kehrt

20

König wehrt

wenig kümmert

11

König wimmert

wert zu halten

12

Herd zu walten

(Gruben)wetterbrände

38

Bretterwände

wie belohnt

25

Liebe wohnt

wie gesagt

21

sie gewagt

wieder bringt

18

Brüder winkt

wieder gleiße

28

Glieder weiße

wieder leben

42

Lieder weben

wilden Meer

18

Milden wär

Wilden Messer

46

milden Wässer

will gestorben

19

still geworben

Wimpern klebt

39

Klimpern webt

(Versge)winde reichen

  5

Rinde weichen

Winde schwellen

47

(ge)schwinde Wellen

Winken liegt

20

Linken wiegt

Winken trollte

15

trinken wollte

Winseln eilen

40

Inseln weilen

Winterhand

  8

Hinterwand

Witzesblätter

48

Blitzeswetter

Wohnung schert

39

Schonung währt

Wort falle

22

fortwalle

Würger bald

35

(Erden)bürger wallt





 

Reim

Seite

Gegenreim

(ver)wunden schwer

19

(ver)schwunden wär’

Wurm gestorben

42

Sturm geworben

Wurmstich

49

Sturm wich

Wut erbleicht

39

Blut erweicht

(un)zähl’gen Saiten

44

sel’gen Zeiten

Zähne mir

20

Mähne Zier

(Unver)zagen tollen

33

Tagen zollen

(Stimmen)zahl bewirken

49

Wahlbezirken

Zahl vermehrt

34

Mahl verzehrt

zart gebogen

19

Bart gezogen

(ver)zehrende Gischt

19

gährende zischt

(ver)zierungsreichen

12

Rührungszeichen

Zimmer flieh’n

37

(Ge)flimmer zieh’n

Zimmer neigt

39

nimmer zeigt

(prä)zisem Ruck

27

Riesenzug

Zitterflug

37

Flitterzug

zorngebogen

33

Born gezogen

zwiegesungen

23

sie gezwungen





Von Claus Gradenwitz, einem Enkel von Dr. Gradenwitz, erhielt ich die folgenden Zeilen seines Großvaters, der das Lied „Ungeduld“, das wir aus Schuberts Schöner Müllerin kennen, umgedichtet hat.

 

 

Vier neue Strophen zu „Ungeduld“

 

Ich schriebe es bei jedem Sonnenschein

Mit einem Brennglas in den Asphalt ein,

Schrie’s in die Welt vom Rathausballekong

Verkündet’s laut im Alsterpaviljong,

Auf jedes Blatt des Treffbuchs möcht’ ich’s schreiben:

Dein ist mein Herz und wird es ewig bleiben!

 

Ich wollt’ mir zieh’n ein junges Faselschwein,

Bis es die Worte grunzte klar und rein,

Bis es sie grunzte treu und inniglich

Mit zärtlicher Empfindung g’rad wie ich,

Das sollt’ den Sinn ihr in die Ohren treiben:

Dein ist mein Herz und wird es ewig bleiben!

 

Es müßt ein jedes Zeitungsweib es keifen,

Ein jedes Alsterdampfboot schrill es pfeifen,

Auch an der Börse sollt’s ein jeder schrei’n,

Es brüllen jedes Wesen, groß und klein,

Mit einem Lärm, der gar nicht zu beschreiben:

Dein ist mein Herz und wird es ewig bleiben!

 

Ich mein’, es müßt auf meiner Stirne steh’n,

Ein jeder müßt es deutlich leuchten seh’n,

Elektrisch flammend hoch vom Café Ott,

Und jedem Schlot entqualmt’s in schwarzem Sott,

Und sie merkt nischt, es ist zum Selbstentleiben:

Dein ist mein Herz und wird es ewig bleiben!

 

(Dr. Hans Gradenwitz, handschriftlich auf der Rückseite einer an ihn

gerichteten Einladung zur Gesellschaftersitzung der Chemischen Werke

Reiherstieg am 21.12.1907. Die erste Zeile wurde ergänzt, da sie auf der

vorliegenden Kopie nicht vollständig lesbar ist. Für wen? Oder einfach so?

Die Eheschließung mit Marga Niemeyer war am 07.08.1911)


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